Aus Kapitel 1: Die 13 häufigsten Fragen zum Thema

"Darlehen und Kredit": Leseprobe

Warum bekommen viele Gründer oder Unternehmer keinen Kredit oder kein Darlehen?

In Bezug auf die Ablehnungsquote bei Kredit- oder Darlehensanfragen hat Guido Wegner, Leiter des Gründercenters der Volksbank in Berlin, Folgendes zu berichten: „Rund 70 bis 80 Prozent aller Anfragen über die Finanzierung von Neugründungen werden bei uns abgelehnt. Dabei liegt diese Quote bei kleineren Finanzierungen – also unter 50.000 Euro – sogar tendenziell etwas höher. Im Wesentlichen finden sich zwei Gründe für Ablehnungen: Zum einen liegt es oft an der mangelnden Qualität des Geschäftskonzepts oder Businessplans; zum anderen liegt es oft an den Fähigkeiten und Voraussetzungen der Gründer/innen.“

Es ist also tatsächlich wahr: Viele Anträge auf ein Darlehen oder einen Kredit werden von Banken abgelehnt. Warum das so ist? Stellen Sie sich vor, Sie hätten 50.000 Euro gewonnen und wollen das Geld in ein Unternehmen investieren. Die Summe reicht nur für ein einziges Darlehen, aber vier Bewerber haben Ihnen ihre Konzepte vorgelegt. Welche Kriterien würden Sie wohl ansetzen, um herauszufinden, welches Vorhaben das aussichtsreichste ist? Sie würden jede Idee ausgiebig betrachten, mit den Bewerbern sprechen, den Taschenrechner zücken und letztlich die Variante auswählen, die aus Ihrer Sicht die beste Mischung aus Sicherheit und Gewinnaussichten bietet. Die anderen drei Bewerber würden leer ausgehen.

Erfreulicherweise werden aber auch viele Anträge auf ein Darlehen oder einen Kredit gleich beim ersten Anlauf genehmigt. Annemarie R. aus Berlin beispielsweise plante eine Existenzgründung in ihrer Stadt. Das Konzept umfasste ein Café, das mit kinderfreundlichen Angeboten die ganze Familie anspricht. Obwohl es schon zahlreiche Cafés dieser Art in Berlin gibt und viele Gastronomen davon ausgehen, dass es bei den Banken „schwarze Listen“ gibt, die Darlehen in ihrer Branche von vornherein aus­schließen, klappte es gleich im ersten Anlauf mit der Finanzierung.

Annemarie R. bekam das Geld von der Bank, weil sie einen überzeugen­den Businessplan vorgelegt hat. Der Standort war gut gewählt: Er lag in einer Gegend, in der viele Familien mit gehobenen Einkommen wohnen. Ein Familiencafé im modernen Stil gab es dort noch nicht. Auch wenn nicht von einer Toplage die Rede sein konnte, lag das Café direkt an einer Straße, an der viele Passanten vorübergehen. Die Gründerin hatte schon viele Jahre in der Gastronomie gearbeitet und auch Führungsaufgaben wahrgenommen. Der Businessplan war rundum perfekt. Dieser Fall macht deutlich: Es geht darum, dass ein Vorhaben aussichtsreich ist, dass verwertbare Branchenkenntnisse vorliegen und dass der Standort eines Unternehmens richtig gewählt wird. „Schwarze Listen“ sind irrelevant, wenn eine Geschäftsidee rundum stimmig daherkommt.

Frau Kirsten M. etwa versuchte sich an einem Einzelhandel in Hamburg. Das Konzept war attraktiv und griff gängige Markttrends auf; Erfahrung und Branchenkenntnisse waren ebenfalls vorhanden. Dennoch wurde der Antrag auf ein Darlehen abgelehnt. Grund: der Standort in einer ru­higen Seitenstraße. Eben der spielt beim Einzelhandel mit Ladengeschäft eine bedeutende Rolle.

Katharina N. wiederum hatte eine brillante Idee für eine Internetplattform. Aber: Die Umsetzung hätte sie nicht alleine in Angriff nehmen kön­nen, dafür fehlten ihr Branchenerfahrung und Fachkenntnisse. Das hat dann auch die Bank in Form einer Ablehnung bestätigt.

Machen Sie sich klar, dass für jedes Unternehmen verschiedene Kernkompetenzen gebraucht werden. Sind diese bei den Gründern oder im Gründerteam nicht vorhanden, wird sich keine Bank finden, die zu einer Finanzierung bereit ist. Fehlen dagegen nur einzelne Aspekte einer Kompetenz, ist ein Gründercoaching hilfreich oder ein Mitgründer kann diese Lücke abdecken. Das Gleiche gilt übrigens auch bei der Suche nach Investoren – hier geht es in Sachen Kernkompetenzen sogar noch härter zu.

Mike Mätzing plante als selbständiger Zimmermeister den Bau eines Musterhauses. Sein findiger Unternehmensberater hat ihm ein paar Tipps gegeben, und er hat sich den Gang zur Bank gespart. Das erforderliche Geld hat er über eine Internetplattform innerhalb von nur drei Wochen „eingesammelt“. Anders gesagt: Die Bank ist gut, in manchen Fällen sind andere Lösungen besser. Wer feststellt, dass es mit der Bank nicht klappt, sollte nicht gleich aufgeben, sondern über Alternativen nachdenken.

Sind Darlehen der KfW grundsätzlich besser als frei finanzierte Darlehen?

Diese Frage ist keineswegs einfach zu beantworten. Ob ein gefördertes Darlehen der KfW – also ein Darlehen, das mit Sonderkonditionen vergeben wird – oder das Darlehen einer Geschäftsbank vorteilhafter für Sie ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. So dauert beispielsweise die Prüfung eines Förderdarlehens bei der KfW bis zu mehrere Monate – allein das kann ein Ausschlusskriterium sein. Einen Vergleich zwischen den beiden Varianten finden Sie auf Seite 38. Welche der dort genannten Kriterien für Sie besonders wichtig sind, hängt von Ihrer individuellen Situation und von Ihren Prioritäten ab. Weiterhin ist die KfW nicht die einzige Förder­bank, die existiert. Auch die Förderbank des Bundeslandes kann geförderte Darlehen vergeben. Daneben gibt es weitere Möglichkeiten, die nicht mit einer Bank verbunden und für den einen oder anderen eine gute Lösung sind, zum Beispiel ein Darlehen aus dem familiären Umfeld oder ein Darlehen via Internet. Es können durchaus unterschiedliche Möglichkeiten für Sie infrage kommen. Bedenken Sie aber immer, dass der Ansprechpart­ner bei einer Geschäftsbank keinesfalls ein unabhängiger Berater ist, der alle Wege aufzeigt. Er handelt im Sinne seines Arbeitgebers und schlägt deshalb vielleicht eher ein Darlehen der Geschäftsbank vor als das einer Förderbank. Beschäftigen Sie sich daher ausgiebig mit diesem Buch, um eine gute Entscheidung treffen zu können. Außerdem macht Ihnen dann so leicht keiner etwas vor.

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