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Sozialversicherung

Angriff auf Ihr Bankkonto: Rentenversicherungspflicht für Selbständige gefordert / Wozu das konkret bei Ihnen führen könnte


(gruendungszuschuss.de) Der Präsident der Deutschen Rentenversicherung, Herbert Rische, hat in einem Interview mit der FTD eine allgemeine Rentenversicherungspflicht für Selbständige gefordert. Für Handwerker und einige andere Selbständige gilt bereits eine Versicherungspflicht, diese will er nun auf Millionen anderer Selbständige ausdehnen.

Rische umkleidet seinen Angriff auf das Bankkonto Selbständiger mit Fürsorge: „Das wichtigste Argument ist das wachsende Risiko von Altersarmut gerade im Bereich der kleinen Unternehmer und Solo-Selbständigen, die heute oft zu wenig selbst für das Alter vorsorgen.“ Auch sei Deutschland das einzige Land in Europa, das Selbständigen die Wahl der Altersvorsorge freistelle,

Rische erhält Rückendeckung vom Sachverständigenrat der Bundesregierung. Tatsächlich gibt es viele Kleinunternehmer, bei denen der Gewinn zwar zum Leben, nicht aber für eine angemessene Altersvorsorge ausreicht.

Schon ist klar, dass einige Berufsgruppen auch weiterhin von der Rentenversicherungspflicht ausgenommen bleiben sollen: Selbständige, die in berufsständische Versorgungswerke einzahlen, zum Beispiel Rechtsanwälte und Architekten, sollen ausgenommen bleiben.

Seine Äußerungen gegenüber der FTD sind keine spontane Äußerung, sondern ein kalkulierter Versuchsballon, um die öffentlichen Reaktionen zu testen: „Ich erlebe in den Parteien keine wütenden Proteste, wenn ich diese Forderung erhebe“, erklärt Rische gegenüber der FTD.

Das ist allerdings nicht verwunderlich, denn für die große Koalition wäre die Rentenversicherungspflicht für Selbständige ein bequemer Weg, die Rentenversicherung zu sanieren. Die bisher schon mögliche freiwillige Mitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversicherung nutzen bislang aber nur etwa zehn Prozent der rund vier Millionen Selbständigen in Deutschland.

Wozu die Rentenversicherungspflicht konkret bei Ihnen führen könnte


Die meisten Selbständigen nutzen bereits andere Formen der Altersvorsorge, zum Beispiel in Form von Investmentfonds, privaten Renten- und Lebensversicherungen sowie Immobilien. Dabei sind sie häufig langfristige Zahlungsverpflichtungen eingegangen. Die Rentenversicherungspflicht für Selbständige würde dazu führen, dass plötzlich ein sehr großer Teil des Einkommens (fast 20 Prozent) an die gesetzliche Rentenversicherung abgeführt werden muss. Dann wird aber in der Tat vielen Selbständigen das Geld fehlen, um auf andere, rentablere Weise für ihr Alter vorzusorgen. Möglicherweise können sie ihre Versicherungsbeiträge und Immobilienkredite dann nicht mehr bedienen und müssen unter großem finanziellem Verlust ihre Versicherungsverträge kündigen oder gar die Immobilie verkaufen, die als Alterssicherung gedacht war. Auf diese Weise würde eine Rentenversicherung genau das Gegenteil dessen erreichen, was ihre Befürworter jetzt als Ziel vorgeben.

Aber auch bei denjenigen, die noch keine langfristigen Verpflichtungen eingegangen sind, ist zu bedenken, dass aufgrund der niedrigen Rendite der gesetzlichen Rentenversicherung prozentual plötzlich sehr viel mehr gespart werden muss, um dasselbe Rentenniveau zu erreichen. Das bedeutet, dass Selbständige mit geringem Einkommen, die bisher gerade genug Geld übrig haben, um sich eine angemessene Altersvorsorge zu sichern, eine höhere Sparleitung erbringen müssten. Und das könnte bedeuten, dass sie ihre Selbständigkeit aufgeben müssen, weil nach Abzug der Sozialversicherungskosten das verbleibende Einkommen nicht mehr zur Deckung der Lebenshaltungskosten ausreicht.

Vielen Selbständigen würde zudem die Flexibilität genommen, temporär auf Sparleitungen für das Alter zu verzichten, um betriebliche Investitionen  zu tätigen. Auch der Aufbau eines Betriebs kann ja im übrigen eine Form der Altersvorsorge darstellen – für die dann aber womöglich die Liquidität fehlen würde.

Meine Meinung: Man kann nur hoffen, dass sich Rentenversicherungs-Präsident Rische mit seiner Forderung nicht durchsetzt und die immer weitergehende Bevormundung der Bürger in allen Lebensbereichen nicht noch weiter fortschreitet. Unter keinen Umständen darf es eine Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung geben, dadurch würde das genaue Gegenteil dessen erreicht, was Rische vorgibt erreichen zu wollen. Die eigenverantwortliche, private Altersvorsorge muss Vorrang behalten.

Verfasst von Andreas Lutz am 01.06.2007 18:17
http://www.gruendungszuschuss.de/?id=160&showblog=2331

Kommentare

Verfasst von Michael Buchenrieder am 08.08.2007 14:14


Verfasst von Horst Reinhardt am 09.06.2007 09:23


Verfasst von J. Jahnke am 07.06.2007 18:31

Antwort:

Die Reaktionen auf meinen Beitrag zeigen, dass sich die Selbständigen mit einer Erweiterung der Rentenversicherungspflicht nicht so ohne weiteres abfinden würden. Auch für die Versicherungsunternehmen wäre eine solche Regelung ein harter Schlag - und in der Vergangenheit hat sich ja gezeigt, dass die Versicherungslobby außerordentlich mächtig ist in Deutschland. Von daher wird nicht gleich alles so kommen, wie befürchtet. Trotzdem muss man natürlich wachsam sein...

Beste Grüße
Andreas Lutz, gruendungszuschuss.de
Alle Angaben ohne Gewähr


Verfasst von Thomas Meidinger am 06.06.2007 08:57


Verfasst von Nau, Barbara + Ekkehard am 05.06.2007 09:41


Verfasst von Alexander Greisle am 01.06.2007 20:05

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