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Gründungszuschuss

Wichtige rechtliche Änderungen, Tipps zu Steuer und Sozialversicherung, Ideen für mehr Erfolg vor und nach der Gründung - in unserem News-Blog berichten wir ganz aktuell. 

Ergebnisse unserer Gründer-Befragung: Fünf Faktoren, die bestimmen, ob Sie von der Selbständigkeit leben können


(gruendungszuschuss.de) Welchen Einfluss haben Alter, Geschlecht, Branchenerfahrung, Dauer der vorausgegangenen Arbeitslosigkeit und Gründungsform (eigene Geschäftsidee vs. Franchise) auf den Erfolg einer Gründung? Dies herauszufinden war ein zentrales Ziel der großen Gründerbefragung, die wir zum Jahreswechsel 2006/2007 durchgeführt haben und an der sich 3.295 Nutzer von gruendungszuschuss.de beteiligt haben. Jetzt endlich stehen die Ergebnisse fest.

Das gemeinsam mit Jörn Block (TU München) und Philipp Sandner (Ludwig-Maximilians-Universität München) erarbeitete Paper ist von einer der angesehensten deutschen BWL-Zeitschriften, der ZfB („Zeitschrift für Betriebswirtschaftslehre“) zur Veröffentlichung angenommen worden. Wenn alles klappt, wird der Aufsatz dort in der Juli/August-Ausgabe 2008 erscheinen.

So lange brauchen Sie aber nicht mit dem Lesen der Studie zu warten. Sie können das zugrunde liegende Paper vorab und kostenlos unter der am Ende dieses Beitrags stehenden Adresse downloaden. Doch lesen Sie zunächst die folgende Zusammenfassung.

Ziel: Von der Selbständigkeit leben können

Ausgewertet wurde im Rahmen des Beitrags für die ZfB, von welchen Erfolgsfaktoren die Tragfähigkeit der Gründung abhängt ("der erzielte Gewinn reicht aus zur Bestreitung des Lebensunterhalts"). Dass die Gründer möglichst bald von ihrer selbständigen Tätigkeit leben können - das ist das zentrale Ziel, das der Staat mit Gründungszuschuss und ähnlichen Förderinstrumenten verfolgt. Dass die Geschäftsidee mittelfristig tragfähig ist, muss durch einen Businessplan nachgewiesen und von einer fachkundigen Stelle geprüft werden.

Im Folgenden stellen wir die „Top 5“ Einflussfaktoren dar, beginnend von dem am wenigsten wichtigen bis zum wichtigsten Faktor. Alle Faktoren sind statistisch signifikant (Fehlerwahrscheinlichkeit jeweils kleiner 5 Prozent). Zahlreiche weitere Einflussgrößen und Kontrollgrößen, denen man bisher teilweise große Bedeutung zugemessen hatte, wurden simultan untersucht, zeigten aber „im Verbund“ mit den von uns als wichtig erkannten Faktoren nur noch geringe oder gar keine Wirkung. So hatte zum Beispiel die formale Bildung vergleichsweise geringen Einfluss auf den Erfolg. Wir gehen darauf am Ende dieses Beitrags kurz ein.

Männer mit Branchenerfahrung deutlich im Vorteil


1)    Dass Branchenerfahrung ein Vorteil ist, hatten bereits viele andere Studien gezeigt, meist in Hinblick auf die „Überlebenswahrscheinlichkeit“ als Zielgröße(„ist noch selbständig“). Wir konnten dies in Hinblick auf die Tragfähigkeit bestätigen - und quantifizieren: Die Chancen, dass eine Selbständigkeit tragfähig ist, stiegen um fast 11 Prozent, wenn der Gründer nach eigener Einschätzung über Branchenerfahrung verfügte. Das war übrigens nach eigener Einschätzung bei etwa 70 Prozent der Befragten der Fall, weitere 17 Prozent hatten nebenberuflich oder privat Erfahrungen in der neuen Branche gesammelt. Lediglich 13 Prozent hatten keine Branchenerfahrung.

Das heißt nun aber nicht, dass Sie unbedingt in Ihrer Branche bleiben sollten, wenn Sie doch eigentlich wechseln möchten: Mit der entsprechenden Begeisterung für das neue Thema, können Sie den Startnachteil ausgleichen. Sie sollten sich allerdings bewusst sein, dass Sie einen höheren Einarbeitungs- und Beratungsbedarf haben als Brancheninsider.

 

2)    Kontroverser ist unser zweites Ergebnis bezüglich des Geschlechts, auch wenn es von Gründungsstudien immer wieder bestätigt wird: Männliche Gründer, die rund 2/3 der Befragten ausmachten, hatten eine um fast 17 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, von ihrer Selbständigkeit leben zu können, als der Durchschnitt der Gründer.

Der Grund, so vermuten wird, liegt darin, dass ein Teil der Gründerinnen in der bestehenden Partnerschaft oder Familie den größeren Teil der Haus- und Familienarbeit auf sich nimmt. Das Einkommen aus selbständiger Tätigkeit muss dann im Gegenzug häufig nicht zur Deckung des Lebensunterhalts ausreichen, da hierfür der Partner die Hauptverantwortung trägt.

Ältere, Gründer nach längerer Arbeitslosigkeit und Franchise-Gründer im Nachteil


3)    In Hinblick auf das Alter der Gründer kamen wir zu Ergebnissen, die von denen anderer Studien deutlich abwichen. Meist finden diese nämlich einen Zusammenhang, der einem umgekehrten „U“ ähnelt: Im mittleren Alter (ca. 40 Jahre) ist die Erfolgswahrscheinlichkeit am höchsten, bei jüngeren und älteren Gründern nimmt sie ab. Dies bezieht sich meist auf die Frage, ob der Gründer nach einer Reihe von Jahren noch selbständig ist, also „überlebt“ hat.

In Hinblick auf die Tragfähigkeit kamen wir auf ein anderes Ergebnis, nämlich einen linearen Zusammenhang: Je älter der Gründer, um so geringer die Wahrscheinlichkeit, dass er zum Zeitpunkt der Befragung bereits von der Selbständigkeit leben konnte. Bei der Generation 50+ war die Wahrscheinlichkeit der Tragfähigkeit dagegen gut 13 Prozent niedriger als beim Durchschnitt der Befragten.

Das heißt aber nicht, dass ältere Gründer weniger verdienen als jüngere; relativ jedoch zu dem im Laufe der Jahre mit dem Einkommen gestiegenen Lebensstandards sowie größeren familiären Verpflichtungen reichte das erzielte selbständige Einkommen seltener aus als bei jüngeren Gründern.


4)    Das angesichts der aktuellen politischen Diskussion wahrscheinlich interessanteste Ergebnis bezieht sich auf die Dauer der Arbeitslosigkeit, die der Gründung voranging. Mehr als 20 Prozent schlechtere Chancen auf Tragfähigkeit hatten Gründer, die fünf Monate oder länger arbeitslos gewesen waren.

Die Erklärung ist wahrscheinlich ähnlich wie bei den unter 1) erwähnten Gründern mit Branchenerfahrung: Sie haben besseren Zugang zu relevanten „Insiderinformationen“ und sind besser vernetzt. Bei längerer Arbeitslosigkeit gehen diese Vorteile verloren, zudem kann das Gefühl, „nicht gebraucht zu werden“ das Selbstbewusstsein untergraben. Vor diesem Hintergrund sehen wir die auf den ersten Blick erfreuliche Verlängerung des Arbeitslosengeldes für Ältere als möglicherweise kontraproduktiv. Es stellt sich die Frage, ob die Gründungspolitik nicht mehr Anreize setzen sollte, die Zeit der Arbeitslosigkeit vor der Gründung zu verringern.

Verlängerung des Arbeitslosengeldes für Ältere und Verrechnung mit dem Gründungszuschuss fragwürdig


Ebenso wie die im Februar von uns vorgestellte Studie von Caliendo/Kritikos (http://www.gruendungszuschuss.de/?id=15&showblog=2472) halten wir es vor diesem Hintergrund für wünschenswert, dass auf eine 1:1-Verrechnung des bezogenen Gründungszuschusses mit dem Restanspruch auf Arbeitslosengeld verzichtet wird. Dies würde die Anreize verbessern, früher zu gründen.

Übrigens bestätigt die Studie von Caliendo/Krikos unsere Ergebnisse: „Je länger die Dauer der Arbeitslosigkeit desto niedriger die Überlebenswahrscheinlichkeit der gegründeten Unternehmen.“ Das heißt jedoch – wie die Autoren mehrfach betonen - keinesfalls, dass länger arbeitslose nicht mehr gründen sollten: Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe von Arbeitslosen, die weiter nach Arbeit suchten, waren diejenigen, die nach längerer Arbeitslosigkeit gründeten, im Vergleich signifikant erfolgreicher. Die Erfolgschancen einer Selbständigkeit nehmen mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit zwar ab, aber offenbar langsamer als die Erfolgschancen am normalen Arbeitsmarkt, wo man sehr schnell „unvermittelbar“ wird.


5)    Den größten Einfluss auf die Tragfähigkeit hatte die Geschäftsidee bzw. Gründungsform. Untersucht wurde hier, ob Franchisekonzepte schneller zur Tragfähigkeit führen oder nicht. Das Ergebnis: Die Chancen auf Tragfähigkeit lag bei Franchisegründungen um gut 26 Prozent niedriger als beim Durchschnitt der Gründer. Die Erklärung besteht möglicherweise darin, dass Franchise-Gründungen mit größeren Investitionen und laufenden Kosten verbunden sind, so dass der Break-even später erzielt wird.

Erstaunlich wenig Einfluss: Formale Bildung und Gründungen im Team

Noch überraschender als der starke Einfluss der vorgestellten Faktoren ist oft der fehlende oder geringe Einfluss anderer Faktoren, denen wir intuitiv oder auf Basis früherer Untersuchungen größeres Gewicht beigemessen hätten:
Wie schon erwähnt hat die formale Bildung nur wenig Einfluss auf den Erfolg der Gründung, wenn man simultan die Wirkung anderer Faktoren berücksichtigt.

Auch Teamgründungen waren – zumindest bei den hier untersuchten geförderten Gründern - nicht erfolgreicher als Einzelgründungen. Bei innovativen Technologiegründungen mit hohem Kapital- und Know-How-Bedarf kann sich dies anders verhalten, was die Ergebnisse entsprechender älterer Studien erklären mag.

Wie geht es weiter?

Die gruendungszuschuss.de-Befragung hat einen wahren Schatz an Daten über den Gründungserfolg, Gründungsvorbereitungen und andere Faktoren ergeben. Wir werden im Rahmen unseres Newsletters nach und nach weitere Ergebnisse veröffentlichen. Parallel werden wir im April eine weitere Befragung durchführen mit der wir den Zusammenhang von Fähigkeiten/Zielen und Risikotoleranz/Ängste auf den Gründungserfolg untersuchen werden. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie an dieser Untersuchung (wieder) teilnehmen würden!

Kostenloser Download der Studie (deutschsprachig) unter
http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=998818.

Verfasst von Andreas Lutz am 18.03.2008 09:49
http://www.gruendungszuschuss.de/?id=52&showblog=2488

Kommentare

Verfasst von D. Remer am 30.04.2008 07:35


Verfasst von Jonny Carstensen am 11.04.2008 13:26


Super Seite....

Verfasst von Angela Müller am 01.04.2008 12:04

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