Blog: News & Tipps

Gründungszuschuss

Wichtige rechtliche Änderungen, Tipps zu Steuer und Sozialversicherung, Ideen für mehr Erfolg vor und nach der Gründung - in unserem News-Blog berichten wir ganz aktuell. 

Gründungserfolg: Sind Sie Push- oder Pull-Gründer?


(gruendungszuschuss.de) Immer wieder werden Gründungen aus der Arbeitslosigkeit von Politikern, Kammerfunktionären und Bankern mit Notgründungen gleichgesetzt, wonach jemand quasi zur Selbständigkeit gezwungen wäre. Entsprechend niedrig seien bei solchen „Push-Gründungen“ die Motivation und die Erfolgsaussichten. Unsere Beratungspraxis zeigt, dass dem nicht so ist.

Wir erleben hochmotivierte Gründer, die die Selbständigkeit nicht als Verzweiflungstat erleben, sondern als große Chance, endlich selbstbestimmter zu arbeiten. Eine großangelegte Studie bestätigt unsere Erfahrungen: Demnach gibt es unter den geförderten Gründern nur wenige reine Notgründungen. Höher ist die Zahl der chancenorientierten Gründungen und vor allem gemischter Typen. Die Motive haben zusammen mit der Inanspruchnahme von Beratung und Coaching großen Einfluss auf die Überlebenschance der Gründungen.
                                                                           
Alexander Kritikos und Marco Caliendo erforschen seit Jahren für das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) den Erfolg von geförderten Gründungen. Im Rahmen einer Evaluation der Hartz-Gesetze verfolgen sie seit 2003 das Schicksal von 3.000  Gründern, die sich damals mithilfe staatlicher Förderung selbständig gemacht haben. (Ich selbst habe auch 2003 gegründet, weshalb ich ihre Berichte mit ganz besonderem Interesse verfolge.)
 
Die Forscher haben die Gründer eineinhalb, zweieinhalb und fünf Jahre nach der Gründung telefonisch befragen lassen. Dabei haben sie festgestellt, dass 60 bis 70 Prozent der Gründer auch nach fünf Jahren noch selbständig sind, weitere 20 Prozent haben wieder eine Anstellung angenommen, nur ein Zehntel hat sich erneut arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zu der Kontrollgruppe, die sich nicht selbständig gemacht, sondern weiter eine Stelle gesucht hat, sind die Gründer deutlich seltener arbeitslos und erzielen ein signifikant höheres Einkommen. Schon allein diese Beobachtungen widersprechen dem Vorurteil, es handle sich bei Gründungen aus der Arbeitslosigkeit durchweg um „Notgründungen“.
 
Die Unterscheidung zwischen Push- und Pull-Gründern hat ihre Wurzel im Global Entrepreneurship Monitor (GEM), der das Gründungsgeschehen in vielen Ländern miteinander vergleicht. Er trennte erstmals zwischen „Necessity-Entrepreneuren“ (Push) und „Opportunity-Entrepreneuren“ (Pull). Die Opportunity-Gründer hätten eher die Chancen der Gründung im Auge und würden deshalb zielorientierter, mit mehr Einsatz und kreativer ihre Geschäftsidee in die Tat umsetzen sowie ihre beruflichen Netzwerke und vorhandenes Know-how besser nutzen.
 
Die Argumentation ist nachvollziehbar, problematisch ist aber die Gleichsetzung von Gründungen aus der Arbeitslosigkeit mit Notgründungen. Exemplarisch dafür ist eine Veröffentlichung der KfW aus dem Jahr 2006, die unter dem Titel „Aus der Not geboren?“ behauptete, dass „rund zwei Drittel aller Gründungen Arbeitsloser den Notgründungen zuzurechnen seien.“ Dem widersprechen Kritikos und Caliendo entschieden, indem sie ihre Studie wie folgt überschreiben: „Gründungen aus der Arbeitslosigkeit: Nur selten aus der Not geboren und daher erfolgreich“.
 
Kritikos und Caliendo können den Anteil der Push- und Pull-Motivierten so genau bestimmen, weil sie die von ihnen befragten Gründer bereits zu Beginn ihrer Selbständigkeit um die Angabe ihrer Gründungsmotive gebeten haben. Sie boten hierzu auf die Frage, warum sie sich selbständig gemacht haben, die folgenden sechs Antworten an (die Reihenfolge war dabei eine andere als hier dargestellt):
 
a)      Ich wollte nicht mehr arbeitslos sein
b)      Ich hatte schon erste Kunden
c)       Ich wollte schon immer mein eigener Chef sein
d)      Auslaufen des Leistungsanspruchs bei Arbeitslosigkeit
e)      Ich hatte eine Marktlücke entdeckt
f)       Der Berater in der Arbeitsagentur hat mir dazu geraten
 
Welche Antworten geben Sie bzw. hätten Sie zum Zeitpunkt Ihrer Gründung gegeben? Mit den folgenden Erläuterungen können Sie Ihren Motiv-Typ bestimmen.
 
Statements a, d und f sprechen für eine Push-Motivation, Statements b, c und e für eine Pull-Motivation. Die Gründer konnten mehrere Antworten ankreuzen. Je nachdem, ob nur Fragen eines Typs gegeben wurden oder nicht, unterscheiden die Forscher bei ihrer Analyse reine Push- und Pull-Gründungen sowie gemischt motivierte Gründertypen. Interessant ist nun natürlich die Frage, wie hoch der Anteil der verschiedenen Motivtypen ist und ob sich die unterschiedliche Motivation auch beim Erfolg bemerkbar gemacht hat.  Die Auswertung fand nach alten/neuen Bundesändern und nach Geschlechtern getrennt statt. Die veröffentlichten Angaben beziehen sich auf die mit 1.900 Gründern größte Teilzielgruppe der Befragung, nämlich männliche Gründer aus Westdeutschland.
 
Die Entscheidung für die Selbständigkeit hatte zumeist mehrere Gründe. Die oben gewählte Reihenfolge der Statements entspricht dabei der Häufigkeit der Antworten: Gut 80 Prozent der vormals Arbeitslosen gaben – wenig überraschend - an, dass sie mit der Gründung die Arbeitslosigkeit beenden wollten (Push). Gleichzeitig hatten über 60 Prozent der Gründer bereits erste Kunden in Aussicht und fast genauso viele wollten nach eigener Angabe schon immer ihr eigener Chef sein  (beides Pull). Entsprechend ihrer Antworten waren nur 12 Prozent der Geförderten reine Push-, also Notgründer. 16 Prozent waren chancenorientierte Pull-Typen. Die große Mehrheit von 72 Prozent gab sowohl Push- als auch Pull-Motive an.
 
1.       Die reinen Pull-Typen waren im Durchschnitt fünf Jahre jünger als die beiden anderen Gründertypen. Sie hatten im Durchschnitt höhere Schulabschlüsse und waren zuvor mit im Mittel 3,9 Monaten viel kürzer arbeitslos gewesen. Daraus bezogen sie offensichtlich größeres Selbstbewusstsein: Sie investierten mehr Kapital und schafften am häufigsten Arbeitsplätze (gemessen an der Zahl der Mitarbeiter zwei Jahre nach der Gründung).
2.       Push- und gemischte Typen unterschieden sich dagegen kaum in Bezug auf Alter, Schulbildung und vorherige Dauer der Arbeitslosigkeit. Auch was den Kapitaleinsatz betrifft, waren sie ebenso zurückhaltend.
3.       Trotz ähnlicher Ausgangsvoraussetzungen waren die gemischt-motivierten Gründer deutlich erfolgreicher als die Notgründer. In Hinblick auf die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze lagen sie auf halbem Weg zwischen Push- und Pull-Gründern. Dies gilt auch für die Wahrscheinlichkeit, zweieinhalb Jahre nach der Gründung nicht mehr selbständig zu sein. Bei Pull-Gründern lag diese Wahrscheinlichkeit 8,4 Prozent niedriger, bei Push-Gründern 6,8 Prozent höher als bei den gemischten Typen.
4.       Ein Fehler, den die Push-Gründer offensichtlich begingen: Sie machten sich vergleichsweise häufig in einem Geschäftsfeld selbständig, in dem sie keine vorherigen Arbeitserfahrungen oder Kontakte besaßen. Ein solcher Branchenwechsel ist ein Risikofaktor für den Gründungserfolg.
5.       In der Vorbereitungsphase besuchten die Push-Typen seltener Informationsveranstaltungen, holten sich bzw. erhielten deutlich seltener Unterstützung aus dem privaten Umfeld und gaben sehr viel häufiger an, „keine Vorbereitungen“ getroffen zu haben. Die Pull-Typen bereiteten sich in Hinblick auf diese Aspekte am besten vor.
6.       Wahrscheinlich aufgrund ihres Selbstbewusstseins nahmen die Pull-Typen allerdings Beratungs- und Coaching-Angebote seltener in Anspruch (23 Prozent) als gemischt motivierte (29 Prozent). Push-Typen erhielten in 22 Prozent der Fälle Beratung. Die Studie zeigt auch: Wer sich beraten ließ, hatte deutlich bessere Erfolgsaussichten. Gründer, die Coaching- und Beratungsangebote wahrgenommen haben, hatten eine um 7,1% niedrigere Wahrscheinlichkeit, die Selbständigkeit wieder aufzugeben als der Durchschnitt der Gründer."

Fazit: Die weitaus überwiegende Zahl der geförderten Gründer muss nicht nur, sondern will auch selbständig werden. Wir alle sollten gegenüber Gründungsinteressierten die Chancen der Selbständigkeit betonen, und zwar aus zwei Gründen: (1) Wer sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbständig macht, hat laut Studie bessere Chancen als jemand, der weiter nach einer Anstellung sucht. (2) Wer mit einer positiven, chancenorientierten Einstellung zur Gründung startet, erhöht seine Erfolgschancen innerhalb der Gruppe der Gründer zusätzlich. Außerdem hat die Studie eindrucksvoll gezeigt, dass Beratung und Coaching die Erfolgschancen einer Gründung deutlich steigert und Nachteile auf anderen Gebieten ausgleicht. Reine Pull-Gründer könnten sogar noch erfolgreicher sein, wenn sie mehr Beratung in Anspruch nehmen würden.
 
Link zur Studie: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.356435.de/10-18-1.pdf
Eine längere Version (35 Seiten)  zu dem Thema finden Sie unter http://ftp.iza.org/dp4661.pdf
"I Want to, But I Also Need to": Start-Ups Resulting from Opportunity and Necessity" als IZA Discussion Paper No. 4661.

Tipp: Sie wollen Ihre Erfolgschancen steigern, indem Sie Beratung und Coaching in Anspruch nehmen? - Der Staat unterstützt dies und zahlt einen Teil des Coaching. Gerne sagen wir Ihnen, ob auch Sie Anspruch auf geförderte Beratung haben und empfehlen den oder die passenden Berater:
http://www.gruendungszuschuss.de/index.php?id=309

Verfasst von gruendungszuschuss.de-Redaktion am 05.07.2010 13:25
http://www.gruendungszuschuss.de/?id=52&showblog=2833

Kommentare

Verfasst von Martin Grünstäudl am 08.07.2010 06:49

Newsletter abonnieren oder Beitrag weiterempfehlen

Ihr Berater

Persönliche Beratung kompetent & auf den Punkt

Unsere Experten helfen Ihnen weiter

Liste unserer Berater

Fachkundige Stelle

Wir erstellen für Sie die fachkundige Stellung- nahme - bundesweit.
Mehr...

Gründungszuschuss-Workshop

Schneller und sicherer zum Zuschuss

  Mehr...

Rechner

Wie hoch ist Ihr Gründungszuschuss?
Jetzt ausrechnen