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Umfassende Evaluation: Gründercoaching für Arbeitslose sollte fortgesetzt werden


Eine Arbeitsgruppe aus Wissenschaftlern von DIW, IZA, infas und Uni Potsdam haben im Auftrag von Wirtschafts- und Arbeitsministerium das über die KfW vergebene Gründercoaching Deutschland (GCD) unter die Lupe genommen. Wir fassen die Ergebnisse (213 Seiten!) zusammen. Insbesondere die GCD-AL-Variante, mit der die Beratung von Gründern aus der Arbeitslosigkeit gefördert wurde, war erfolgreich und sollte nach Ansicht der Wissenschaftler fortgesetzt werden.

Allerdings hat die Politik ausgerechnet diese Fördervariante Ende letzten Jahres abgeschafft - wieder einmal ohne die Empfehlung der zuvor beauftragten Wissenschaftler abzuwarten. Wir hoffen, dass das eindeutige Votum der Experten eine Wiedereinführung beschleunigt. Immerhin heißt es im Koalitionsvertrag: "Wir wollen eine zielgerichtete Förderung des bewährten Gründercoachings, insbesondere für Gründungen aus Arbeitslosigkeit."

Hier die interessanteten Ergebnisse:

* "Beim GCD-AL zeigt sich ... ein durchweg positives Bild. Das Programm hat einen positiven Effekt im Hinblick auf den Erwerbsstatus sowie die Einkommens- und Mitarbeiterentwicklung. So haben vormals gecoachte Unternehmer/innen im Vergleich zu Nichtteilnehmer/innen zum ersten Interviewzeitpunkt, also durchschnittlich 26 Monate nach der Gründung, eine 6 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit (noch) selbständig zu sein. ... Darüber hinaus lässt sich ... feststellen, dass die Programmeffekte im Zeitverlauf nochmal positiver werden, d.h. die individuellen Erwerbseinkommen ... und die Unternehmergröße steigen für die vormals gecoachten Unternehmen stärker an als dies für die Nichtteilnehmergruppe der Fall ist."

* Konkret sind beim GCD-AL zwei Jahre nach der Gründung gut 82% der geförderten Teilnehmer noch am Markt. Bei Gründern, die keine Beratung in Anspruch genommen haben, waren es nur 76%. "Die geförderten und noch selbständigen Gründer/innen beschäftigten im Durchschnitt 1,7 Mitarbeiter, was gegenüber dem Gründungszeitpunkt einer Steigerung von 44% entspricht." Über 80% dieser Programmteilnehmer waren zwei Jahre nach der Gründung mit ihrer Lebens- und Arbeitssituation zufrieden.

* Gerade weil zuvor arbeitslose Gründer  seltener über eigene Erfahrungen aus vorherigen Selbständigkeitsphasen verfügen, weniger häufig aus Unternehmerhaushalten stammen und deshalb ein größeres Defizit im Hinblick auf die vorhandenen unternehmerischen Erfahrungen aufweisen, ist ein Gründercoaching für diese Gruppe relevanter und die Programmvariante GCD-AL zeigt deshalb größere Wirkung. Zum Erfolg dieses Programms dürfte auch beigetragen haben, dass die Beratung frühzeitig ansetzt und nicht wie beim Schwesterprogramm GCD erst nach im Schnitt zwei Jahren, wenn unter Umständen schon viele vermeidbare Fehler gemacht worden sind.

* Die Beratung begann beim GCD-AL nach durchschnittlich vier Monaten. Bei ungefähr der Hälfte aller Teilnehmer war der Coach bereits vor dem Coaching bekannt. Preis-/Leistungsvergleiche fanden nur selten statt. Beim Gründercoaching für Arbeitslose wurde im Vergleich zum "normalen" GCD sehr viel häufiger das maximale Beratungsvolumen ausgeschöpft. Nach Abschluss des Coaching haben rund ein Viertel der Teilnehmer eine weitere Beratung gebucht und zwar mit einem Umfang von durchschnittlich 1.200 Euro (GCD-AL) bzw. 6.200 Euro (GCD).

* Die Coachings selbst fanden zumeist in Form von Einzelgesprächen statt (durchschnittlich 12 Termine). Das Coaching begann bei der Mehrheit mit einer Bestandsaufnahme des Unternehmens, gefolgt von einer klaren Definition der Coachingziele.

* Themengebiete der Beratungsleistungen betreffen häufig betriebswirtschaftliches Know-How und unternehmerische Kompetenzen, Marketing und Vertrieb, Kundenakquise, Eigen- und Fremddarstellung, zum Teil auch schwerpunktmäßig die Finanzierung durch einen Bankkredit.

* Die Zufriedenheit der Gründer/innen mit den Leistungen ihrer Coaches fällt bei den befragten Fällen mehrheitlich hoch bis sehr hoch aus.

* Frauen waren im Programm überrepräsentiert. Generell waren diejenigen, die Beratung in Anspruch nahmen, besser gebildet als der durchschnittliche Gründer Das liegt sicherlich daran, dass mit zunehmender Bildung die Bereitschaft zunimmt, den Rat von Experten zu suchen und anzunehmen. Die Ergebnisse sind jedoch nicht durch Selektionseffekte verzerrt: Um dies zu vermeiden, haben die Wissenschaftler einen statistischen "Matching-Ansatz" verwendet, so dass nur Teilnehmer mit ähnlichen Nicht-Teilnehmern verglichen wurden.

* GCD bzw. GCD-AL wurden nacheinander im Herbst 2007 bzw. im Herbst 2008 gestartet. Im April 2011 erfolgte eine grundlegende Reform mit dem Ziel, den Antragsprozess zu entbürokratisieren, Programmmissbrauch zu reduzieren und die Effektivität zu erhöhen. Da die Befragung bereits vor dieser Reform startete, dürften die Ergebnisse der Studie heute noch besser ausfallen.

* Die Programmdurchführung  verlief laut Studie relativ problemlos: Formfehler wie z.B. Fristverfehlungen beim Einreichen von Unterlagen traten nicht besonders häufig auf. Auch die "Akteursbeziehungen" zwischen den Gründern, ihren Coaches, der Kfw und ihren Regionalpartnern verliefen weitgehend reibungslos, auch wenn die Abrechnungsmodalitäten teils als bürokratisch wahrgenommen wurden und manche Coaches sehr lang auf eine Auszahlung der Förderung warten mussten. Nach anfänglichen Kinderkrankheiten hat sich die Abwicklung des Programms zunehmend professionalisiert.

* Durch die Reform im April 2011 hat die KfW die Hürden für die Zulassung neuer Coaches für das Programm erhöht. "Um die Qualitätsanforderungen zu heben, läge eine Präzisierung und Schärfung der Zulassungskriterien nahe. ... sinnvoll, für weitergehende Überlegungen nach expliziteren Qualifikationsanforderungen und/oder verbindlichen Zertifizierungen der Coaches offen zu bleiben".

* Unstrittig ist bei allen Beteiligten, dass es Bedarf nach einem spezifischen Coachingprogramm in der Nachgründungs- bzw. Stablisierungsphase gibt. "Das Gründercoaching befriedigt diesen Bedarf, indem die Coachings einen wichtigen Beitrag dazu leisten, um die unternehmerische Kopmpetenz ... zu steigern. ... Basierend auf den Ergebnissen ... kann das Konsortium die Fortsetzung des GCD-AL befürworten."
    
Zur Studie

Verfasst von Andreas Lutz am 11.07.2014 13:44
http://www.gruendungszuschuss.de/?id=52&showblog=3447

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