Blog: News & Tipps

Gründungszuschuss

Wichtige rechtliche Änderungen, Tipps zu Steuer und Sozialversicherung, Ideen für mehr Erfolg vor und nach der Gründung - in unserem News-Blog berichten wir ganz aktuell. 

Wissenschaftler werfen Ministerin Fehlinterpretation ihrer Forschungsergebnisse vor


Bundesarbeitsministerin von der Leyen hat die von ihr geplanten, massiven Kürzungen beim Gründungszuschuss (Ausgabenkürzung um fast 80 Prozent) mit Forschungsergebnissen zur Wirksamkeit der Arbeitsmarktinstrumente begründet. Jetzt setzen sich die betroffenen Wissenschaftler zur Wehr, denn sie wollen nicht als Kronzeugen für die geplanten Einsparungen mißbraucht werden. Ihre Evaluationen haben in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass der Gründungszuschuss und seine Vorgängerinstrumente zu den effektivsten Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik zählen.

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung ist Professor Alexander Kritikos vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), der sich seit Jahren mit der Wirksamkeit von Gründungsförderung beschäftigt, verärgert. Die Zeitung zitiert ihn wie folgt: „Die Ministerin überinterpretiert die Forschung, um zu dem von ihr gewünschten politischen Ergebnis zu kommen.“

In der von ihr angeführten Studie seien Existenzgründer, die schon eineinhalb Jahre selbständig waren, gefragt worden, ob sie sich auch ohne den Zuschuss selbständig gemacht hätten. Dass viele mit „Ja“ geantwortet hätten, sei angesichts ihres Erfolgs naheliegend. Es sage aber wenig über die wirklichen Mitnahmeeffekte aus. Der DIW-Experte weist darauf hin, dass viele zuvor arbeitslosen Gründer womöglich gerade in der Anlaufphase scheitern würden, wenn sie ohne Zuschuss blieben und nur geringe Einkünfte aus ihrem Betrieb erzielten.

Auch den Hinweis der Ministerin, dass sich so manche Notgründung als „Sackgasse“ erweise und 120.000 Selbständige zusätzlich auf Hartz IV angewiesen seien, könne er nicht nachvollziehen. „Bei gut vier Millionen Selbständigen macht sie hier die Ausnahme zur Regel.“ Es sei doch immer besser, wenn ein Existenzgründer zusätzlich Hartz IV beziehe als ausschließlich davon leben zu müssen.

Professor Kritikos ist einer der namhaftesten  Forscher zum Thema Existenzgründung und Gründungsförderung. Bei gruendungszuschuss.de haben wir häufig über die Ergebnissen seiner Untersuchungen berichtet. Er ist häufig im Auftrag des Bundesarbeitsministerium tätig und hat erheblichen Anteil an den Evaluationen der Arbeitsmarktinstrumente.

Er ist aber nicht der einzige, der der Ministerin widerspricht. Der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das zur Bundesagentur für Arbeit gehört, hat sich bereits in den vergangenen Tagen kritisch geäußert. IAB-Direktor Joachim Möller sagte laut Süddeutscher Zeitung, die Mitnahmeeffekte beim Gründungszuschuss ließen sich kaum beziffern.

Deutschland habe im internationalen Vergleich eher wenig Gründer, die Kürzungen seien deshalb gesellschaftspolitisch „sehr ungünstig“. Möller verweist auf die Erfolge der Förderung. Nach Angaben des IAB waren von den Geförderten fünf Jahre nach der Gründung nur zehn Prozent erneut als arbeitslos gemeldet. Viele Gründer hätten sogar zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.

Ein bisschen scheint das Ministerium auch selbst am Sinn seines Sparprogramms zu zweifeln, schreibt die Süddeutsche Zeitung weiter, denn so dürften mehr Menschen länger arbeitslos bleiben. Im Gesetzesentwurf räumt das Ministerium ein, dass Betroffene statt zu gründen künftig länger arbeitslos bleiben dürften. Der Umfang, in dem dadurch die Ausgaben für Arbeitslosengeld steigen, ließe sich nicht quantifizieren.

http://www.sueddeutsche.de/25838F/4021869/Forscher-gegen-von-der-Leyen.html


Kommentar: Die Ministerin sollte mit den Wissenschaftlern sprechen und ihre Entscheidung überdenken

Basieren die Sparmaßnahmen auf einem Mißverständnis der tatsächlichen Forschungsergebnisse? Müsste dann nicht von der Leyen jetzt den Fehler einräumen und noch einmal überdenken, ob hier an der richtigen Stelle gespart wird? Wissenschaftlich begründet sind die Sparmaßnahmen auf jeden Fall nicht, sonst würden die Wissenschaftler ihrer eigenen Auftraggeberin nicht so deutlich widersprechen.

Oder hat die Ministerin die Forschungsergebnisse bewusst fehlinterpretiert, um eine Entscheidung zu rechtferigen, die vorher schon feststand? In diesem Fall müsste die Ministerin doch spätestens jetzt die Reaktionen zur Kenntnis nehmen und das Gespräch mit den Wissenschaftlern suchen, um ihre Entscheidungen auf einer inhaltlich korrekten Grundlage treffen zu können.

Am schlimmsten fände ich, wenn von der Leyen, den Widerspruch der renommierten Wissenschaftler ignorieren würde. Mich als Wissenschaftler würde das zutiefst demotivieren, nicht nur aus verletzter Eitelkeit, sondern weil das meiner Arbeit den Sinn nehmen würde. Es geht aber nicht nur um Wissenschaftler, sondern auch auch um den Respekt vor der Wahrheit:

Ein wenig erinnert mich der Sachverhalt an die Worte von Kanzlerin Merkel über den damaligen Verteidigungsminister Guttenberg: „Ich habe keinen wissenschaftlichen Assistenten oder einen Promovierenden … berufen“. Die Reaktionen auf diese Worte aus der wissenschaftlichen Community sollten auch ausgesprochen beliebte Minister wie von der Leyen dazu mahnen, die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit ernst zu nehmen.

Verfasst von Andreas Lutz am 09.04.2011 13:56
http://www.gruendungszuschuss.de/?id=52&showblog=2983

Kommentare

I feel so much hapiper now I understand all this. Thanks!

Verfasst von Lynsey am 02.06.2011 19:26


Verfasst von Klaus Schaumberger am 13.04.2011 15:21

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