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Ich-AG und Überbrückungsgeld

45 Prozent der Ich-AG- und Ueberbrueckungsgeld-Vollzeitgruender erreichen schon nach eineinhalb Jahren bisheriges Einkommen oder uebertreffen es sogar


(ueberbrueckungsgeld.de) Die gewerkschaftsnahe Böckler-Stiftung hat einen Beitrag von Frank Wießner und Susanne Noll veröffentlicht, sie sind zwei auf das Thema Gründungsförderung spezialisierte Experten der Bundesagentur für Arbeit. Die Befragung, über die sie berichten, liegt bereits ein gutes Jahr zurück: Anfang 2005 hatten sie 6.000 Ich-AG und Überbrückungsgeldgründer befragen lassen, die sich im dritten Quartal 2003 selbständig gemacht hatten.

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Bei den Ergebnissen unterscheiden sie zwischen Vollzeit-Selbständigen (ab 35 Stunden pro Woche) und nebenberuflich selbständigen (darunter). Von den 16 bis 19 Monate nach der Gründung befragten Vollzeitgründern verdienten 24 Prozent mehr als vorher als Angestellter, 21 Prozent verdienten gleich viel.

Dem stehen 55 Prozent der Gründer gegenüber, die ihr altes Einkommen noch nicht erreicht hatten. Gut oder schlecht – das ist hier die Frage. Ist das Glas Wasser halb voll oder halb leer? Die Böckler-Stiftung von der die nebenstehende Abbildung stammt, überschreibt sie mit "Selbständigkeit mit Verlust". Die beiden Autoren des Berichts finden das Ergebnis allerdings "nicht erstaunlich", denn es sei ganz normal, dass "Jungunternehmer am Anfang viel arbeiten und vergleichsweise wenig einnehmen". Allerdings dürfe dies natürlich nicht in eine Selbstausbeutung ausarten.

Soll ich jetzt gründen oder nicht?

Lassen Sie sich durch die zitierten Zahlen nicht entmutigen – ganz im Gegenteil. In der Realität ist Vergleichsmaßstab nicht das, was man in der Vergangenheit – zu Boomzeiten - verdient hat, sondern zu welchem Gehalt man heute realistischerweise eine neue Anstellung findet. Außerdem machen sich viele Gründer - insbesondere Frauen und ehemalige höhere Angestellte - selbständig um ihre Arbeitszeit zu reduzieren und sie flexibler einteilen zu können. Von daher ist es nicht überraschend, dass Teilzeit-Gründer nur zu 31 Prozent mehr verdienen als zuvor als Angestellte.

Es ist normal, dass der Aufbau einer langfristig tragfähigen Selbständigkeit mehrere Jahre in Anspruch nimmt, es sei denn man startet mit einem Großauftrag des bisherigen Arbeitgebers oder eines während der Anstellung akquirierten Kunden.

Einkommensentwicklung in den ersten drei Jahren nach der Gründung

1. Jahr: Der Gründer muss investieren, erste Kunden akquirieren und sich einen Namen machen. Deshalb verdient er in dieser Zeit zumeist weniger als zuvor als Angestellter. Zusätzlich zum Gewinn erhält er allerdings noch den steuerfreien Gründungszuschuss!

2. Jahr: Wenn alles plangemäß läuft, kann bei einer typischen Dienstleistungsgründung im zweiten Jahr (im Jahresdurchschnitt!) ein zur Angestelltentätigkeit vergleichbares Einkommen erzielt werden. Das erfordert aber, dass der Gründer mit einem gut durchdachten, realistischen Businessplan an den Start geht und diesen Plan auch halbwegs einhält – oder die Ziele durch Glück und Kreativität auf andere Weise erreicht.

3. Jahr: Ab dem dritten Jahr kann der Gründer dann mit einem höheren und zum Teil deutlich höheren Verdienst als zuvor als Angestellter rechnen – wenn er das überhaupt will. Immer mehr Selbständigen geht es nicht darum, möglichst viel zu verdienen: Sie wollen Arbeit und Leben besser vereinbaren, als dies für Angestellte möglich ist, die seitens der Arbeitgeber in den letzten Jahren immer mehr unter Druck geraten sind.

Warum das Glas dreiviertel voll ist

Andere regelmäßige Befragungen von Ich-AG und Überbrückungsgeld-Gründern sind übrigens zu fast identischen Ergebnissen gekommen, was die Einkommensentwicklung angeht. Allerdings wurden die Gründer dort zusätzlich gefragt, ob sie sich nochmals selbständig machen würden. Das Ergebnis: Mehr als 85 Prozent antworteten "ja". Selbst von den Gründern, die ihre Selbständigkeit aufgeben mussten, würden sich mehr als 65 Prozent erneut selbständig machen. Aus Sicht von denen, die es trinken müssen, ist das oben erwähnte Glas Wasser also dreiviertel voll und nicht halb leer.

Quelle: www.boeckler.de/pdf/impuls_2006_09_3.pdf

Verfasst von Andreas Lutz am 23.05.2006 09:31
http://www.gruendungszuschuss.de/?id=67&showblog=2164

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