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Ich-AG und Überbrückungsgeld
Forschungsinstitute an Bundesregierung: Ich-AG und Ueberbrueckungsgeld gehoeren zu den wirksamsten Arbeitsmarktinstrumenten!
(ueberbrueckungsgeld.de) In den nächsten Wochen stehen wichtige Entscheidungen über die Zukunft von Ich-AG und Überbrückungsgeld an. Alle Hartz-Reformen sollen auf den Prüfstand. Entscheidungsgrundlage ist eine groß angelegte Studie zur Wirksamkeit der neuen Arbeitsmarktinstrumente, deren Zwischenbericht jetzt veröffentlicht wurde. Das Ergebnis: Personalserviceagenturen und viele andere Hartz-Neuerungen blieben weitgehend wirkungslos. Ich-AG und Überbrückungsgeld haben sich dagegen als erfolgreiche Instrumente zur Vermeidung von Arbeitslosigkeit erwiesen. Teilweise schnitt die Ich-AG sogar noch besser als das Überbrückungsgeld ab. Wir berichten über Hintergründe, Ergebnisse und Folgen.
Eine Studie der Superlative: Mehr als 20 Wirtschaftsforschungsinstitute sind an der Hartz-Evaluation beteiligt. 2.500 Seiten haben die Institute bereits im Sommer letzten Jahres abgegeben, der jetzt vorliegende Zwischenbericht fasst sie auf 279 Seiten zusammen. Die Endfassung des Berichts – die dann erstmals auch eine Evaluation der umstrittenen Hartz IV-Gesetze (Arbeitslosengeld II) enthalten wird – soll Ende des Jahres fertig werden.
Das Überbrückungsgeld ist keine Hartz-Erfindung und ihr positives Abschneiden nicht weiter überraschend. Dass sich aber die Ich-AG als ebenso erfolgreich herausstellte, das ist eine wichtige Erkenntnis – und führt hoffentlich dazu, dass Ich-AG-Gründer in den Medien wieder positiver dargestellt werden.
Ich möchte einige interessante und auffällige Details hervorheben:
- Rund eineinhalb Jahre nach der Gründung waren knapp 80 Prozent der Ich-AG- und 70 Prozent der Überbrückungsgeld-Gründer noch immer hauptberuflich selbstständig (wobei die Ich-AGler zu diesem Zeitpunkt allerdings auch noch eine, wenn auch geringe Förderung erhielten).
- Von den zu diesem Zeitpunkt nicht mehr selbständigen waren 12 Prozent der Ich-AG und acht Prozent der Überbrückungsgeld-Teilnehmer wieder sozialversicherungpflichtig beschäftigt. Auch wenn die Selbständigkeit beendet wird, ist dies also keineswegs immer mit einem Scheitern gleichzusetzen.
- "Insgesamt vermeiden beide Programme erfolgreich eine Rückkehr in die Arbeitslosigkeit", wie das Arbeitsagentur-nahe Institut für Arbeitsmarktforschung die Ergebnisse kommentiert.
- Der Vergleich mit anderen Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik geschah durch eine Gegenüberstellung von mit unterschiedlichen Instrumenten geförderten Arbeitslosen mit einer Kontrollgruppe nicht-geförderter Arbeitsloser. Verglichen wurde dann der Prozentsatz derer, die in den ersten 16 Monaten nach Beginn der Fördermaßnahme nicht wieder arbeitslos wurden.
- Die Einführung der Ich-AG hat nicht zu einer Abnahme der Überbrückungsgeld-Gründungen geführt, sondern neue Zielgruppen an die Möglichkeit einer Gründung herangeführt. Dies zeigt der hohe Anteil von Frauen (43% der Ich-AG- ggü. 26% der Überbrückungsgeld-Gründungen), von Ostdeutschen (34% ggü. 25%), von unter 25-jährigen (10% ggü. 6%) sowie von Langzeitarbeitslosen (30% ggü. 18%).
- Widersprüchlich sind die Aussagen zu Mitnahmeeffekten. Die Tatsache, dass ein Teil der Befragten angibt, er hätte auch ohne Förderung gegründet, wird als Mitnahme interpretiert. Aber: Ist es besser, wenn jemand nur deshalb gründet, weil er Förderung erhält?
- Die Agenturen für Arbeit beschränken sich bei der Gründung auf formale Hinweise und Ratschläge und verweisen statt dessen auf fachkundige Stellen. Deren Beratung wurde von den Gründern überwiegend positiv beurteilt. (Kritisch beurteilen die Befragten jedoch die Vergabe von fachkundigen Stellungnahmen durch Steuerberater.) Ein großer Teil der Abbrecher kritisierte die mangelnde Unterstützung durch die Arbeitsagenturen bei der Gründung. (Vermutlich handelt es sich dabei um Ich-AG-Gründer, die bis Herbst 2004 keine fachkundige Stellungnahme vorlegen mussten und deshalb keine Betreuung erhielt.)
- In der Mehrzahl der Fälle dauerte es zwischen zwei und sechs Monate von der Geschäftsidee bis zur eigentlichen Gründung. Trotzdem haben sehr viele Gründer kein wirklich durchdachtes und durchgerechnetes Konzept.
- Probleme bereiten den Gründern insbesondere die Kundenakquisition und –pflege. Viele berücksichtigen haben beim Schreiben des Businessplans nicht ausreichend über diese Themen nachgedacht.
- Die im Rahmen der Studie befragten Gründer kritisierten an der Ich-AG insbesondere, dass die Förderung zu langfristig angelegt sei und nicht genügend Druck ausübe, das Unternehmen engagiert und zügig voranzubringen.
- Nur eine Minderheit der geförderten Selbständigen leidet unter Existenzängsten, allerdings gibt es auch nur sehr wenige, die die wirtschaftliche Situation nach eineinhalb Jahren bereits als sehr gut bezeichnen.
Die Studien zeigen, dass sowohl Ich-AG und Überbrückungsgeld vergleichsweise effiziente Instrumente der Arbeitsmarktpolitik sind, die sich an sehr unterschiedliche Zielgruppen richten. Schon beklagen die Grünen, die große Koalition sei dabei, eines der erfolgreichsten Instrumente der Hartz-Reformen kaputt zu machen. Die Zusammenlegung von Ich-AG und Überbrückungsgeld sei "nichts anderes als die Abschaffung der Ich-AG".
Die große Koalititon wird sich von solchen Einwänden und auch von dem guten Zeugnis, das die Ich-AG erhalten hat, wohl kaum von einer Zusammenlegung der Instrumente abhalten lassen. Allerdings sind die Chancen gestiegen, dass die Regierung die spezifischen Vorteile der Ich-AG besser erkennt und zu bewahren versucht.
Bericht (279 Seiten):
www.bmas.bund.de/BMAS/Redaktion/Pdf/hartz-evaluation-volltext,property=pdf,bereich=bmas,sprache=de,rwb=true.pdf
Erläuterungen des Arbeitsministeriums (7 Seiten):
www.bmas.bund.de/BMAS/Redaktion/Pdf/hartz-evaluation-erlaeuterungen,property=pdf,bereich=bmas,sprache=de,rwb=true.pdf
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