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Ich-AG und Überbrückungsgeld

Zahl vorzeitig beendeter Ich-AGs wird sich 2005 fast verdreifachen


Mehr als 50 Prozent aller Ich-AGs beenden die Förderung innerhalb der ersten drei Jahre. Dvon sind in 2005 mindestens 90.000 Gründer betroffen.

München/Dresden, 04. Februar 2005 – Die Gründerinitiative ueberbrueckungsgeld.de hat gemeinsam mit dem Institut für Wirtschaft und Verkehr der TU Dresden ein Prognosemodell entwickelt, das eine sehr genaue Voraussage zulässt, wieviele Ich-AG-Gründer in den nächsten zwölf Monaten die Förderung vorzeitig beenden werden.

Das Prognosemodell sagt einen Anstieg von 47.000 Abbrechern im Jahr 2004 auf 90.000 im Jahr 2005 voraus. Während die Zahl der beendeten Ich-AGs also im neuen Jahr um mehr als 90 Prozent zunimmt, werden zugleich nach Einschätzung von ueberbrueckungsgeld.de 20 Prozent weniger neue Ich-AGs gegründet werden. Die im Vorjahr erreichte Rekordzahl von 175.600 Ich-AG-Gründungen wird nicht mehr erreicht werden.

Nach einem Jahr kommt die Stunde der Wahrheit

95 Prozent der Ich-AG-Gründer halten die ersten elf Monate nach der Gründung durch. Ernst wird es im zwölften und dreizehnten Monat. In diesen beiden Monaten beenden 40 Prozent der dann noch bestehenden Ich-AGs die Förderung. Am Ende des dreijährigen Förderprogramms bleiben deshalb maximal die Hälfte der Gründer übrig.

"Nach einem Jahr kommt für die Gründer die Stunde der Wahrheit" erklärt Andreas Lutz von ueberbrueckungsgeld.de. "Die Förderung sinkt von 600 Euro auf 360 Euro monatlich. Dem stehen monatliche Sozialversicherungsausgaben von mindestens 270 Euro gegenüber. Wer dann noch keinen nennenswerten Gewinn erzielt, kann sich eine Fortsetzung der Ich-AG nicht leisten."

"Tatsächlich sind die Annahmen unserer Prognose optimistisch" ergänzt Dr. Martin Treiber von der Universität Dresden. Denn die Prognose berücksichtigt noch nicht, dass die Zahl der Aussteiger am Ende des zweiten Jahres noch einmal in die Höhe schießen könnte. Dann, so Treiber, "überleben vielleicht auch nur 35 oder 40 Prozent."

Politisch brisant: Der Vergleich mit dem Überbrückungsgeld

Die im Jahr 2003 eingeführte Ich-AG konkurriert mit dem schon seit 1986 existierenden Überbrückungsgeld. Die CDU hat bereits eine Zusammenlegung der Instrumente - dann wahrscheinlich unter dem Namen Überbrückungsgeld - gefordert.

Tatsächlich haben Befragungen von Überbrückungsgeld-Gründern immer wieder ergeben, dass hier drei Jahre nach der Gründung noch 70 bis 85 Prozent der befragten Gründer hauptberuflich selbstständig tätig sind. Allerdings weisen die Untersuchungen zum Überbrückungsgeld eine Reihe methodischer Mängel auf, die die "Überlebenswahrscheinlichkeit" zu optimistisch erscheinen lassen. Außerdem werden bei der Ich-AG auch solche Gründer als Abgänge gezählt, die aus Bequemlichkeit oder weil sie die Einkommensgrenze von 25.000 Euro überschreiten keinen Verlängerungsantrag für das Folgejahr stellen.

"Bei einem fairen Vergleich zwischen Ich-AG und Überbrückungsgeld werden die Unterschiede nicht ganz so dramatisch ausfallen, wie es zunächst den Anschein hat.Trotzdem lässt sich schon jetzt sagen, dass die Ich-AG-Förderung - so wie sie bisher vergeben wurde - dem Überbrückungsgeld klar unterlegen ist." sagt Andreas Lutz von ueberbrueckungsgeld.de. "Das könnte sich aber in Zukunft ändern."

Wie man die Erfolgschancen von Ich-AG-Gründern erhöhen kann

Die im Herbst letzten Jahres eingeführte Verpflichtung der Ich-AG-Gründer, ebenso wie bei der Beantragung von Überbrückungsgeld einen Businessplan zu schreiben und durch eine fachkundige Stelle prüfen zu lassen, wird die Chancen dieser Gründer verbessern. "Allerdings müssen an die Businesspläne von Ich-AG-Gründern ähnliche Anforderungen gestellt werden wie beim Überbrückungsgeld" fordert Andreas Lutz, der bereits mehr als 4.000 Gründer bei der Erstellung ihres Businessplans beraten hat. "Wenn sich manche Arbeitsagenturen mit zwei Seiten Konzept zufrieden geben, so tun sie den Gründern damit keinen Gefallen. Denn ein Ich-AG-Gründer muss ganz genau so wie ein Überbrückungsgeld-Gründer die Frage beantworten, wie er seine Kunden gewinnen wird."

Horrorzahl lässt sich nur durch mehr Unterstützung für bestehende Ich-AGs abwenden

Durch die Einführung der Businessplanpflicht wird sich die Zahl der Ich-AG-Gründer, die im Jahr 2005 abbrechen, jedoch nicht verringern. "Die meisten, die dieses Jahr aufgeben, haben bereits in früheren Jahren gegründet und mussten damals keinen Businessplan erstellen." erklärt dazu Dr. Martin Treiber.

Wie kann Bundeswirtschaftsminister Clement die Horrorzahl von 90.000 vorzeitig beendeten Ich-AGs verhindern? Andreas Lutz ist überzeugt: "Dies ist nur möglich, wenn die bereits existierenden Ich-AGs besser unterstützt werden."

Während sich die Zahl der geförderten Gründungen in den letzten drei Jahren vervierfacht hat, wurden zugleich die Coaching- und Beratungsangebote für Gründer vielerorts stark eingeschränkt. Lutz: "Die bestehenden Ich-AGs dürfen jetzt nicht alleine Ihrem Schicksal überlassen werden. Es geht nicht nur um den Verlust von Fördergeldern. Hinter jeder Ich-AG steht ein Einzelschicksal. Oft wurden die letzten Ersparnisse in eine Gründung investiert und viel Engagement. Noch kann verhindert werden, dass unsere Prognose eintritt."

Ueberbrueckungsgeld.de empfiehlt betroffenen Ich-AG-Gründern möglichst frühzeitig Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen. "Wir helfen bei der Beratersuche und informieren darüber, ob und welche Fördermöglichkeiten bestehen."

Die aktuelle PROGNOSERECHNUNG ist unter www.ueberbrueckungsgeld.de/presse abrufbar. Ebenso: INFOGRAFIK und HINTERGRUNDINTERVIEW.

Verfasst von Andreas Lutz am 04.02.2005 10:26
http://www.gruendungszuschuss.de/?id=67&showblog=2006

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