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Interview mit Monika Scheddin: „Ich möchte als Mensch gewertschätzt und nicht als Beutetier gejagt werden“


Monika Scheddin lebt und arbeitet in München. Sie ist Gründerin und Präsidentin des WOMAN’s Business Club, betätigt sich als Seminarveranstalterin und ist Autorin des Buches „Erfolgsstrategie Networking“, das einen guten Einblick auch in exklusive Clubs und Netzwerke gewährt.

Lutz: Welche Trends sehen Sie bei der Entwicklung des Networking?

Scheddin: Qualität statt Quantität. In den letzten Jahren haben viele Menschen neu zum Networking gefunden und dabei einen typischen Anfängerfehler gemacht: Sie haben mehr auf die Effizienz als auf die Effektivität geachtet, möglichst viele Kontakte geschlossen, statt die richtigen Kontakte zu machen und diese intensiv zu pflegen. Die Folge: Eintritt ins Netzwerk, ein paarmal hingegangen, keine Aufträge kassiert, dann schnell enttäuscht ausgetreten. Halbherzig ein Profil bei XING angelegt, auf Top-Angebote gewartet, ohne in irgendeiner Form selbst aktiv zu werden, und über XING geschimpft. Auch die eigentlich gute Idee der Visitenkartenpartys hat nicht funktioniert: Wenn alle nur verkaufen wollen, keine aber bereit ist zu kaufen, dann passen die Zielgruppen nicht zusammen.

Lutz: Unterscheidet sich das Networking im wirtschaftlichen Abschwung vom Aufschwung?

Scheddin: Auf jeden Fall: Während des Aufschwungs haben die Leute weniger Zeit und versuchen deshalb, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Privates und Geschäftliches werden nicht mehr so streng getrennt. Geschäftspartner werden zu Geschäftsfreunden. Man schart ganz bewusst Leute um sich, die man mag, egal ob man sich nun im Café trifft oder auf dem Golfplatz. Während des Abschwungs haben die Leute zwar mehr Zeit, aber auch mehr Druck: Sie denken oft nur daran, dass sie Abschlüsse erzielen wollen. Dabei gilt immer: Kein Mensch möchte nur wegen seiner Funktion wahrgenommen und angesprochen werden. „Ich möchte als Mensch gewertschätzt und nicht als Beutetier gejagt werden“, so hat es der Personalentwickler eines Medienunternehmens formuliert.

Lutz: Was ist zurzeit Ihre Lieblings-Networking-Veranstaltung?

Scheddin: Zusammen mit Christiane Wolff laden wir alle zwei Monate zum Gute-Leute-Mittagstisch. Acht handverlesene Gäste, ein Tischredner, der von sich und seinen Themen berichtet, keine Presse. Das Ganze in wechselnder Zusammensetzung ohne Mitgliedssgebühr, jeder zahlt sein eigenes Essen. Es ist schon sehr spannend, wenn so unterschiedliche Menschen wie zum Beispiel Thomas Wagner, der Gründer der Reisegepäcksfirma TITAN, DJ Jondal von Klassik Radio oder Tania Reichert-Facilides von Universum Film über ihren ganz persönlichen Erfolgsweg und ihren Umgang mit Stolpersteinen berichten oder ihr Lebensmotto oder persönlichen Tipps verraten. Das ist nur in einer kleinen, ausgewählten Runde möglich.

Lutz: Was motiviert Sie zur Organisation solcher Treffen?

Scheddin: Ich werde häufig gefragt, warum wir uns die Arbeit machen und nichts dafür verlangen. Zum einen pflegen und erweitern wir dadurch natürlich unser eige¬nes Kontaktnetzwerk. Die Redner schätzen es, dass sie sich auf Augenhöhe unterhalten können. Die Gäste erhalten intellektuelle und seelische Nahrung. Ansonsten gilt auch für das Networking das Pareto-Prinzip: fünf Prozent Ma¬cher, 15 Prozent Mitmacher und 80 Prozent Konsumenten. Wenn niemand an¬deres so eine Veranstaltung macht, dann muss ich es tun.

Lutz: Welche Tipps haben Sie für andere Macher und Macherinnen?

Scheddin: Organisieren Sie genau das, worauf Sie selber Lust haben (Radtour, Zehnkilo¬meterlauf, Ski-Wochenende, Weinprobe). Was Ihnen Freude bereitet. Laden Sie nur einmal ein (keine Erinnerungen). Jede Terminerinnerung macht Ihre Veran¬staltung in den Augen der potentiellen Gäste wertloser – und noch viel schlim¬mer: Sie gewöhnen sich daran. Menschen möchten das Gefühl von Exklusivität verspüren. Für die Treffen sollte man eine feste Anfangs- und Endzeit festlegen, damit alle wissen, worauf sie sich einlassen, und der geplanten Zeit höchste Priorität schenken. Es muss auch nicht immer ein Essen sein. Das geht sonst gewaltig auf die Hüfte. Warum nicht mal gemeinsam wandern? Wobei das natürlich früher oder später auch im Café oder Biergarten endet.

Das Interview stammt leicht modifiziert aus dem „Praxisbuch Networking“ (http://www.gruendungszuschuss.de/?id=249). Interviews mit Betroffenen und Experten sind fester Bestandteil meiner Buchreihe „jeder-ist-unternehmer.de“, denn sie sind nicht nur kurzweilig zu lesen, sondern so wird das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

Verfasst von Andreas Lutz am 08.07.2009 08:59
http://www.gruendungszuschuss.de/?id=161&showblog=2664

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