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In der Höhle der Löwen: Werden Gründer Investoren zum Fraß vorgeworfen?


Eine Sendung über Existenzgründer, die Ihre Geschäftsideen vorstellen, um dafür von etablierten Unternehmern Kapital und Marketingunterstützung zu erhalten - und das zur Primetime, jeden Dienstag um 20.15 Uhr auf Vox. Natürlich musste ich mir die Pilotfolge am Dienstag anschauen. Überraschenderweise bis zum Ende. Wie viele andere Zuschauer bin ich hin- und hergerissen...

Das Format der Sendung, zwischen Castingshow und Reality, läuft bereits erfolgreich in mehr als 20 anderen Ländern unter Namen wie "Höhle der Drachen" oder auch "Haifischbecken". Erfunden wurde "Höhle der Löwen" vom japanischen Fernsehen.

Die deutschen Löwen, das sind die fünf Unternehmer Vural Öger (Reisen), Judith Williams (Home-Shopping, Kosmetik), Jochen Schweizer (Erlebnis-Geschenke), Frank Thelen (Seriengründer, u.a. myTaxi) sowie Lencke Wischhusen (Verpackungsmaterialien).

Das Prinzip der Sendung

Die Gründer präsentieren ihre Geschäftsidee oder Erfindung, von der sie in der Regel schon eine signifikante Zahl verkauft haben. Jetzt sind sie an dem Punkt, an dem sie eine Kapitalspritze benötigen, um größere Stückzahlen verkaufen bzw. vermarkten zu können. Meist reichen ihnen dafür schon zwischen 50.000 und 100.000 Euro, dafür bieten sie eine Beteiligung am Unternehmen von 20 Prozent und mehr.

Warum keinen Bankkredit aufnehmen? - Entweder sind die Gründer schon mit einem anderen Projekt verschuldet, hat die Bank ihnen bereits abgewunken oder sie wollen aus anderen Gründen keinen Kredit aufnehmen.

Das Eigenkapital der Löwen kommt aber nicht billig. Wenn sie denn überhaupt interessiert sind, was eher die Ausnahme darstellt, verlangen sie statt der angebotenen 30% Unternehmensbeteiligung schon mal 60% und lassen sich auf keine Verhandlungen ein. Oder sie geben sich mit 40% zufrieden, wollen aber 100% der Gewinne, bis sie ihren Einsatz zurückerhalten haben - die Beteiligung wollen sie trotzdem behalten.

Unterhaltsam, hinterlässt aber flaues Gefühl

Der Reiz der Sendung: Jeder kann das Potenzial der Gründer und ihrer Geschäftsidee bewerten und sich dann überraschen lassen, ob die Unternehmer es genau so sehen wie man selbst. Und man lernt nicht nur, wie eine überzeugende Präsentation aussieht, sondern auch wie man clever verhandelt.

Das flaue Gefühl, das die Sendung hinterlässt: Die Gründer verlieren immer. Entweder wird ihre Geschäftsidee, in die sie viel Zeit (und oft auch Geld) investiert haben, (in der Regel zu Recht) als nicht tragfähig oder mindestens als nicht skalierbar und damit auch nicht finanzierbar entlarvt. Oder: Idee und Präsentation passen, die Löwen pressen den Gründern aber Beteiligungskonditionen ab, die einen als Zuschauer wenig attraktiv erscheinen, auch wenn die meisten Gründer sie mit tapferem Lächeln akzeptieren.

In jedem Fall müssen die Gründer ihre Gewinnspanne offenlegen. Der Marketingeffekt durch die Sendung ("diese Matraze muss ich auch haben") wird dadurch eingeschränkt, dass der interessierte Käufer nun die Einkaufskosten und damit die Verhandlungsposition des Verkäufers kennt.

Was man der Sendung zugute halten muss: Die Kandidaten werden nicht vorgeführt, die Bedeutung der Finanzierungsentscheidung wird nicht zu sehr übertrieben, um "Fallhöhe" und Dramatik zu generieren. Die Löwen gehen in der Sache hart, aber doch menschlich mit den Kandidaten um. Immerhin geht es um ihr eigenes Geld - oder wie Vural Öger sagt: "Wir können ja nicht aus Mitleid investieren."

Wer entlarvt wen?

Andererseits ist "Höhle der Löwen" natürlich auch eine Dauerwerbesendung für die beteiligten fünf Unternehmer. Und in der Werbepause laufen dann auch noch Spots für die Erlebnisprodukte von Jochen Schweizer, vermutlich als Honorar für seine Teilnahme. Meine Sympathien sind dann doch auf der Seite der Gründer. Denn die Investoren entlarven nicht nur deren Schwächen, sondern auch ein Stück weit sich selbst bzw. ein Grundprinzip des Kapitalismus: "The winner takes it all."

Spannend wird sein zu sehen, was aus den eingegangenen Beteiligungen wird.  Machen die Löwen ihr Versprechen wahr, die Gründer nicht nur mit Geld, sondern auch Marketing zu unterstützen? Dann würde das Kalkül "lieber weniger von viel als alles von nichts" für die Gründer aufgehen. Ansonsten sind Bankkredite vielleicht doch die attraktivere Alternative zur Beteiligung...

Verfasst von Andreas Lutz am 20.08.2014 15:08
http://www.gruendungszuschuss.de/?id=15&showblog=3456

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