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Selbsttest: Der E-Postbrief in der Praxis


(gruendungszuschuss.de) Ende Juli habe ich über den neuen E-Postbrief berichtet und dazu aufgefordert, sich eine Adresse bei epost.de zu reservieren. Fast einen Monat hat es gedauert, bis ich endlich meinen ersten E-Postbrief versenden konnte, der dann allerdings tatsächlich in Rekordtempo in meinem Postfach lag. Im Folgenden berichte ich über die Erkenntnisse aus meinem Selbstversuch.

Selten habe ich so viele Zuschriften erhalten wie auf meinen Beitrag "E-Postbrief: Lohnt sich das - auch für meine Firma?" aus Newsletter 17 (http://www.gruendungszuschuss.de/?id=15&showblog=2841). Wie konnte ich nur so positiv über etwas schreiben, das Daten- und Verbraucherschützer in der öffentlichen Diskussion seit Wochen kritisieren? Deshalb möchte ich zunächst einmal deren Hauptkritikpunkte aufführen und meine Meinung aus der Selbständigen-Sicht darlegen, bevor ich aus erster Hand über meine Praxiserfahrungen berichte.

Eine Hauptkritik an E-Post und der damit eng verwandten DE-Mail ist, sie sei nicht sicher, weil sie auf dem Weg zum Empfänger teilweise, aber nicht durchgehend verschlüsselt ist. Zudem gelte für die E-Post nur das Fernmeldegeheimnis und nicht das umfassendere Briefgeheimnis. Beides ist so in der Tat vom Gesetzgeber vorgesehen. Ich würde mich freuen, wenn Daten- und Verbraucherschützer mit ihrer berechtigten Kritik hier noch eine Verbesserung erreichen.

Wenn es wirklich um vertrauliche Dinge geht, sollte man auf jeden Fall weiterhin auf den klassischen Brief oder noch besser auf eine verschlüsselte E-Mail setzen. Ich selbst werde den neuen Dienst für geschäftliche Dinge wie den Versand von Rechnungen oder Vertragskündigungen nutzen, die wohl keinen Geheimdienst interessieren dürften. Sicherer als der Versand mit einer ganz normalen E-Mail sind die neuen E-Briefe auf jeden Fall.

Als bedrohlicher empfinde ich persönlich, dass die Post, aber auch DE-Mail-Anbieter wie GMX und Web.de, mit ihrem E-Briefangebot aktuelle Daten wie Name, Adresse, Handynummer, Geburtsdatum und Geburtsort sammeln und womöglich an Geschäftspartner weitergeben. Nun ist es allerdings gerade der Sinn elektronischer Post, dass die Kommunikationspartner sicher identifiziert werden. Wohl oder übel muss man der Post also vertrauen, dass sie Daten nicht unberechtigt weitergibt und vor allem genau darauf achten, dass man hierfür nicht durch ein Häkchen an der einen oder anderen Stelle die Erlaubnis gibt. Was ich gut finde: Defaultmäßig wird die eigene Adresse nicht im Teilnehmerverzeichnis veröffentlicht, man muss diesen Schritt also bewusst vollziehen und das Einverständnis aktiv erteilen, damit die Adresse für andere sichtbar ist.

Ungeklärt ist, ob per E-Post versendete Rechnungen im Sinne des Umsatzsteuergesetzes als Rechnungen anerkannt werden oder ob wie bei PDF-Ausdrucken im Ernstfall ein Mehrwertsteuerabzug nicht zulässig ist. Für Selbständige ist das wahrscheinlich eine der kritischsten Fragen. Hierzu gibt es leider noch immer widersprüchliche Aussagen. Spätestens mit der Gesetzgebung zur DE-Mail im Herbst rechne ich jedoch mit Klarheit und auch einer Gleichstellung zur qualifizierten digitalen Signatur, so dass ein rechtsgültiger Rechnungsversand möglich sein sollte. Ansonsten wäre der Nutzen der neuen Technik in Frage gestellt.

Völlig berechtigt ist die Kritik an dem umständlichen Registrierungsverfahren: Ich habe drei Briefe von der Post sowie zwei SMS mit TAN-Nummern erhalten und musste einmal zum Postamt gehen, um mich per Postident-Verfahren mit Ausweis zu identifizieren. Ein Bankkonto zu eröffnen ist um einiges einfacher!

Das Portal selbst, in das man sich einloggt, um Briefe zu empfangen und zu versenden, ist noch nicht ausgereift: Immer wieder gab es Fehlermeldungen beim Versuch, eine kurze Nachricht und ein Rechnungs-PDF an meine eigene, ganz normale Postadresse zu versenden. Offensichtlich hat die Post mit heißer Nadel gestrickt, um als Erstes am Markt zu sein. Das Ergebnis ist eine antiquiert wirkende Oberfläche mit vielen Bugs. Bevor ich regelmäßig darüber Briefe verschicke, haben die Programmierer der Post noch einiges zu tun.

Immerhin: Der um 17.50 Uhr versendete Brief lag am nächsten Tag morgens um 9 Uhr in meinem Briefkasten. Ich hatte den Brief nämlich gar nicht elektronisch an mich verschickt, sondern den Service der Post genutzt, meine E-Post ohne Aufpreis auszudrucken, zu kuvertieren und auf konventionellem Weg zuzusenden. Darin sehe ich nämlich fürs Erste den Hauptnutzen: In einer Art Versand- und Kuvertierservice. Auch Telefon-, Abo- und andere -Verträge werde ich künftig nur noch auf diesem Weg kündigen. Ich spare mir den Weg zur Post und zahle für ein Einschreiben mit Empfangsbestätigung nur noch 1,60 Euro statt 4,58 Euro für das klassische Einschreiben mit Rückschein.

Mit dem Rechnungsversand per E-Post werde ich allerdings noch bis November warten, bis die E-Post auch für Gewerbekunden geöffnet wird und ein leistungsfähiges Gateway zur Verfügung steht, sprich eine Übergabeschnittstelle, so dass man auch mehrere Briefe oder Rechnungen auf einen Schlag übergeben kann.

Da man laut Post-AGB verpflichtet ist, den E-Posteingang täglich zu überprüfen, sollte man auf jeden Fall die kostenlose Benachrichtigung per SMS beim Eintreffen neuer (elektronischer) E-Postbriefe aktivieren. Ebenfalls kostenlos kann man eine Faxnummer erhalten. Schickt jemand ein Fax dorthin, landet dies im E-Postfach. Umgekehrt kann man auch selbst kostenlos Nachrichten per Fax versenden!

Verfasst von gruendungszuschuss.de-Redaktion am 25.08.2010 09:03
http://www.gruendungszuschuss.de/?id=163&showblog=2857

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